Emersacker. Zwar mag bereits im Mittelalter vereinzelt nach dem lebenden
Modell gezeichnet worden sein, doch seine universelle Bedeutung
für die künstlerische Ausbildung und Arbeit erlangte
das Aktzeichnen erst in der Renaissance.
Während Christoph Kolumbus sein Amerika entdeckte,
nahmen die Künstler Italiens ihr wiederentdecktes "Gelobtes
Land" in Besitz: der Mensch in seiner natürlichen Nacktheit
war für die Kunst neuentdeckt worden. Durch nichts
ließen ihre direkten Nachfolger sich aus diesem Land wieder
vertreiben: Das Aktzeichnen zieht sich fortan wie ein roter Faden
durch die Kunstgeschichte Europas.
Mögen Stilepochen und Moden in Malerei und Plastik einander
auch beständig ablösen, in ihren Aktzeichnungen bleiben
die abendländischen Künstler einander durch alle
Epochen engverbunden.
Das Vermächtnis der Renaissance
Hier kurz einige der wichtigsten Erkenntnisse und Neuerungen, die
die Einstellung zur figürlichen Darstellung des Menschen in
der Renaissance revolutionierten, und das Fundament des modernen
Aktzeichnens mitbegründen:
Die Entdeckung der Linearperspektive, also der
geometrischen, zeichnerischen Konstruktion einer perspektivischen
Raumdarstellung in der Ebene durch Filippo Brunelleschi
(Goldschmied, Maler, Architekt (Kuppel des Doms von Florenz)
1376-1446) …